«Big and small choices»


Liebe Leserinnen und Leser

 

Unser Maturredner, Dr. Chat Wacharamanotham von der Universität Zürich, betonte dass in unserem Leben die «small choices» manchmal entscheidender sein können als «big choices». Er zeichnete auf, wie ihn verschiedene kleinere und teilweise zufällige Entscheide von Bangkok nach Grossbritannien und schliesslich in die Schweiz brachten und weshalb er nun einen anderen Beruf ausübt als den, von welchem er als Maturand träumte. Seine Rede finden Sie hier.

In diesem Jahresbericht schauen wir auf «big» und «small choices» im Schuljahr 24/25 zurück.

Folgende «small choices», welche unsere Schule auch weiterhin prägen werden, wurden von unserem Kollegium, von einzelnen Lehrpersonen und von den Schüler:innen getroffen:

  • Nach dem Kick-off Anlass mit der Organisation Smiling Gecko im September 2024 entschied eine Gruppe von Schüler:innen und Lehrpersonen, das Team «Smiling Gecko x LG» zu gründen und nach Wegen der Zusammenarbeit zu suchen. Dabei war und ist es der Gruppe wichtig, nicht nur (aber auch) Geld für Smiling Geckos Hilfsprojekte in Kambodscha zu sammeln, sondern weitere Möglichkeiten der Unterstützung und der Begegnung zu finden. Zwei Schülerinnen entwickelten ein Logo, welches fortan unsere Thermosflaschen ziert, die wir bei Spendenaktionen verkaufen.
  • Im Dezember 2024 wurde die erste Christmas Lecture für alle in der Aula Rämibühl gehalten. Christmas Lectures sind eine englische Tradition und haben erstmals vor zweihundert Jahren an der Royal Institution in London stattgefunden. Unsere Version davon setzte einerseits traditionsgemäss die Naturwissenschaften ins Zentrum (Physikprofessor und Schulkommissionspräsident Dr. Christof Aegerter zeigte mit seinen Experimenten, wie sehr die Physik unseren Alltag prägt), andererseits wollten wir auch spezielle, aber wenig bekannte Talente unserer Schüler:innen auf der Bühne zeigen. 2024 tanzte ein elegant gekleideter Zweitklässler mit seiner Tanzpartnerin Ausschnitte aus seinen Standard-Tanz Choreografien; eine Fünftklässlerin brachte uns mit ihrer Zirkusakrobatik zum Staunen und ein weiterer Zweitklässler und Schachmeister spielte gegen drei sehr gute Schachspieler eine live Simultanpartie und gewann.
  • Die Schülerorganisation SOLG entschied sich dafür, 2025 anstelle eines Maturanden-Abschlussessens einen Abschlussball zu organisieren. Dieser fand am 23. Mai 2025 im GZ Riesbach statt und durfte nur mit eleganten Kleidern besucht werden. Die SOLG freute sich über das positive Feedback und möchte diese Tradition in den nächsten Jahren weiterführen.
  • Die Fachschaft Sport arrangierte sich mit der Hallenknappheit, die seit der Schliessung der Hallen in «Rämi 80» im August 2024 herrscht und entschloss sich zur Flucht nach vorne. Eine ausgeklügelte Unterrichtsplanung sollte sicherstellen, dass alle Schüler:innen mindestens drei Sportlektionen haben, auch wenn nur zwei davon in Turnhallen stattfinden würden. Die Lösung lag (und liegt) in verschiedenen Aufträgen, welche gut dokumentiert im individuellen Training ausgeführt werden. Ein grosser Auftrag war das Lauftraining, welches im ersten LG-Waldlauf im Fluntermer Wald seinen Abschluss fand. Die Schulleitung war so begeistert von der professionellen Organisation mit Startnummern und Zeitmessung, dass sie selbst Laufschuhe anzog und mit den mehr als 600 1. – 5. Klässler:innen mitrannte.
  • Eine Gruppe von Lehrerinnen entschied, im Jahr der Frauenfussball EM in der Schweiz endlich einmal ein Lehrerinnen-Fussballteam zu stellen, welches am Sporttag am Turnier teilnehmen würde. Dieses trainierte ganze drei Mal in einer Turnhalle, bevor es am Sporttag 2025 sieben Spiele bestritt und mit Anfängerinnenglück/Talent gleich auf dem 2. Platz landete.
  • Vertreter:innen der Fachschaft Deutsch organisierten zum ersten Mal eine «Medienwoche», in welcher unsere Viertklässler:innen mit Journalist:innen zusammenarbeiten, Einblicke in die Berufswelt erhielten und sogar einen Redaktionsbesuch machen durften. Die Produkte der Woche sowie das Feedback ermutigten uns, auch für 2026 eine Medienwoche aufzugleisen.
  • Die Fachschaft Französisch entschloss sich zusammen mit der Schulleitung, ein neues Unterrichtsgefäss für «francophones» zu lancieren, um der grossen französischsprachigen Diaspora in unserem Einzugsgebiet Rechnung zu tragen. Schülerinnen und Schüler mit französischen Wurzeln dürfen sich für das «atelier français» anmelden und werden dann einmal pro Woche auf muttersprachigem Niveau unterrichtet.

Eine weitere «small choice» oder sogar «big choice» war die Installation von Handyboxen in den Schulzimmern. Die Handys werden seit Schuljahr 2024/25 zu Beginn der Lektion in der Handybox eingeschlossen, damit unsere Schüler:innen nicht von den Geräten abgelenkt werden. Flankierend dazu rief die Schulleitung eine Pausenpatrouille ins Leben, die in den Pausen sicherstellt, dass die Schüler:innen der Unterstufen nicht gamen, chatten oder social media konsumieren.

Eine weitere «small» oder «big choice» war, dass wir im kommenden Schuljahr sieben erste Klassen führen werden. Wir möchten zwar weiterhin eine familiäre und überschaubare Schule bleiben, sind aber überzeugt, dass wir in der LG-Gemeinschaft Platz für diese zusätzliche Klasse haben.

Keine Wahl hatten wir beim rund 150-jährigen Mammutbaum, der ikonisch auf der Wiese zwischen NW-Gebäude und Hauptgebäude stand. Er war krank und zerfressen, weshalb er im Februar 2025 aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste. Als Erinnerung bleiben uns zwei Querschnitte des Stammes, welche von den Fachschaften Biologie und Geografie kuratiert werden.

Den Entscheid im grossen Umzugsprojekt «Riesbach 2027» traf die Bildungsdirektion kurz vor den Sommerferien 2025. Diesem Entscheid ging ein Schuljahr voller Unsicherheit und widersprüchlicher amtlicher Kommunikation voraus. Während im Sommer 2024 von offizieller Seite mitgeteilt wurde, dass unsere Schule termingerecht per Sommer 2027 in das Schulhaus der KME im Seefeld einziehen könne, erhielten wir im Dezember 2024 einen Brief von Regierungsrätin Silvia Steiner, in welchem sie andeutete, dass die Bauverzögerungen rund um die Kaserne, in welche die KME einziehen soll, ein grosses Problem darstellen würden und dass das LG möglicherweise nicht per 2027 ins Seefeld ziehen könne. Im Frühling 2025 konkretisierten sich dann die Pläne der Bildungsdirektion – oberstes Gebot war und ist, dass die Rämibühlschulhäuser termingerecht von 2027 – 2030 instandgesetzt werden können. Da das Literargymnasium nicht 2027 ins Seefeld ziehen kann und aus Platzgründen auch nicht mit den anderen Rämibühlschulen ins Rochade-Schulhaus Irchel ausweichen kann, prüfte ein Architektenteam, welche Massnahmen nötig wären, damit das LG während den Renovationsarbeiten auf dem Campus bleiben könne. Am 8. Juli 2025 wurde dem LG schliesslich mitgeteilt, dass es im Herbst 2027 ins Gebäude des MNG Rämibühl umziehen müsse. So könne sichergestellt werden, dass unser Schulbetrieb von den Instandsetzungsarbeiten nur minim tangiert werde, da das MNG-Gebäude von den anderen Gebäuden auf dem Campus abgetrennt werde. Wir haben nun also zwei Umzugstermine: 2027 ziehen wir ins MNG-Gebäude, welches für unsere Zwischennutzung umgerüstet wird, und 2029 beziehen wir dann das Schulhaus der KME im Seefeld, worauf wir uns freuen.

Im Projekt WegZH (Zürcher Umsetzung von WEGM) hatten wir bisher keine «choices». Im November 2024 konnten wir immerhin in einer grossflächigen Konsultation Stellung zu den Vorschlägen der MBA-Projektgruppe nehmen. Ab jenem Zeitpunkt war klar, dass Zürcher Gymnasiast:innen ab 2029 aus zwölf interdisziplinären Schwerpunktfächern werden auswählen können und dass es die bisherigen Schwerpunktfächer ab dann nicht mehr geben wird. Eine Welle des Erstaunens und der Verunsicherung ging durch die Kollegien der 22 Kantonsschulen. Am LG fragte man sich natürlich, wo die sprachlichen Schwerpunktfächer des LG geblieben sind. Ein bisschen Englisch wird es im Schwerpunktfach «Kommunikation und Medien» geben, ein bisschen Latein in «Antike und ihre Bedeutung für die Gegenwart». Auch für Spanisch gibt es eine Fortsetzung im Schwerpunktfach «Spanischsprachige Welt», aber die Schwerpunktfächer Italienisch und Griechisch suchte man vergebens. 

Nach den zahlreichen Rückmeldungen in Rahmen der Konsultation wurden die zwölf Schwerpunktfächer mit weiteren interdisziplinären Vorschlägen (konkret: Italienisch+, Griechisch+, aber auch Russisch+ und Mandarin+) ergänzt. Im Herbst 2025 startet dann die eigentliche Vernehmlassung. Bis 2029, also bis zur Umsetzung des neuen MAR, werden von der Bildungsdirektion noch viele Entscheide getroffen werden, sodass man weiterhin gespannt sein und Überraschungen erwarten kann.

Eine «small choice», von der wir uns aber grössere Freiheit und Flexibilität erhoffen, war der Antrag auf die Öffnung für das Kurzgymnasium ab 2027. Dieser Antrag der Schulleitung und einer Projektgruppe fand im Frühjahr 2025 eine grosse Mehrheit im Kollegium und wurde von der Schulkommission einstimmig gutgeheissen. Auch die SLK hiess den Antrag mehrheitlich gut, weshalb nun einzig der Bildungsrat noch sein Placet geben muss. Ab 2027 soll es dem LG erlaubt sein, in der MAR-Stufe auch Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe aufzunehmen.

Wie Sie beim Lesen des Jahresrückblicks feststellen konnten, sind es viele kleine Entscheidungen, die unser Schulleben prägen, genauso, wie es Dr. Chat Wacharamanotham in seiner Maturrede am 1. Juli 2025 prophezeite.

Herzliche Grüsse
Ursula Alder, Rektorin